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Der Regenschirm als Wegwerfprodukt

2017-03-20 05:27:36

Früher galt der Regenschirm als edles Accessoire, heute geben Verbraucher pro Stück im Durchschnitt keine fünf Euro dafür aus. Verbiegt er bei Sturm, landet der Schirm im Mülleimer – harte Zeiten für Schirmmacher und Premium-Hersteller?

 

 

Rolf Lippke kann mit schönem Wetter nicht viel anfangen. Für den Herbst wünscht er sich Regen, viel Regen. Etwa 500 Regenschirme gibt es im Laden des gelernten Schirmmachers in Berlin. Sein Beruf ist selten. „Das Handwerk ist gelöscht worden“, sagt Lippke. Auszubildende gebe es nicht mehr. Denn die Verbraucher kaufen bevorzugt einen günstig hergestellten Schirm aus China. Der Riese aus Fernost beherrscht die Produktion nach Angaben des Verbands der Schirm- und Stockfachhändler zu 98 Prozent. Kaputte Schirme enden schneller im Müll und nicht mehr bei Schirmmachern.

Nur wenige Schirme stellt Lippke noch selbst her. „Im Jahr etwa 30 bis 35 Stück“, erklärt der Handwerker. Für Bräute fertigt er Hochzeitsschirme überzogen mit weißer Spitze an, auch von Theatern bekommt er Anfragen. Da der Beruf so selten geworden ist, werden auch die dafür benötigten Maschinen nicht mehr hergestellt: Lippkes Schirmstock-Federeinschneidemaschine, mit der der Hohlraum für die Feder am Schirmstock gefräst wird, stammt aus dem Jahr 1930 – aber ist noch top in Schuss. Falls etwas kaputt geht, hat Lippke genügend Ersatzteile vorrätig.

Da der Beruf des Schirmmachers so selten geworden ist, werden auch die dafür benötigten Maschinen nicht mehr hergestellt.

Schlechter sieht es bei seinem Arbeitsmaterial aus. Es sei nicht einfach, noch gute Regenschirmseide zu bekommen. Auch dafür sei die Produktion nach Asien verlegt worden.

Das Handwerk hat Tradition in Lippkes Familie, zu DDR-Zeiten führte sie eine Schirmfabrik in Ebersbach (Sachsen). Lippke selbst lernte den Beruf in Dresden und bietet seit 2013 Schirme in seinem Laden in Berlin an. Er habe zwar ausreichend Kundschaft, es könnte aber mehr sein, sagt Lippke. Vor allem ältere Menschen brächten ihm Schirme zur Reparatur. Die sei aber erst ab einem Schirmpreis von etwa 40 Euro sinnvoll. „Drunter lohnt es sich nicht.“

Der Löwenanteil der Schirme landet also nicht auf der Werksbank, sondern im Müll. „Der Regenschirm ist zum Wegwerfprodukt geworden“, sagt Willy Schüffler, der den Verband der Schirm- und Stockfachhändler leitet, dem rund 50 Fachgeschäfte in Deutschland und Österreich angehören. Der Durchschnittspreis für einen Regenschirm liege in Deutschland bei 4,50 Euro. Viele Modelle sind auch schon für weniger zu haben. Nach Schüfflers Angaben kaufen Verbraucher bundesweit pro Jahr rund 26 Millionen Regenschirme in jeder Form und Größe.

Hat der Schirm den Sturm nicht überlebt, landet er in einem Stück im Mülleimer – was das Recyceln schier unmöglich macht. „Das sind zu viele unterschiedliche Materialien“, erklärt Schüffler, der selbst einen Fachladen in Essen betreibt. Die Schirme müssten deshalb alle deponiert werden. Dass die Produkte nicht besonders langlebig seien, spiele natürlich auch den Herstellern in die Tasche, kritisiert Schüffler.

Eine halbe Million Schirme hat Knirps nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr weltweit verkauft.

Europas Nummer eins für die Herstellung von Regenschirmen sitzt in Braunau am Inn, direkt an der deutsch-österreichischen Grenze. Die Firma Doppler hält unter anderem die Lizenz für Produktion und Vertrieb für die Modemarken s.Oliver und Bugatti. „Diese Schirme kosten im Laden dann zwischen 15 und 40 Euro“, erklärt Geschäftsführer Hermann Würflingsdobler. Sie kommen aus Fernost. Bis zu 20.000 produziert seine Firma pro Jahr noch in Europa.

"Exklusive Modelle werden in der Manufaktur in Österreich hergestellt", sagt Würflingsdobler. Das Unternehmen mit rund 170 Mitarbeitern liefert auch die Schirme für Louis Vuitton oder Rolls Royce. Etwa 52 Millionen Euro Umsatz mache Doppler pro Jahr, erklärt der Geschäftsführer. Doppler gehört auch der Inbegriff des deutschen Klappschirms: der Knirps. Das Unternehmen übernahm die Marke mit Sitz im bayerischen Pfarrkirchen 2005.

Ein Knirps kostet im Online-Shop durchschnittlich ab 50 Euro, die Linie „Knirps Floyd“ ist ein bisschen günstiger. Das Wetter sei in diesem Jahr auf der Seite der Firma gewesen, sagt eine Unternehmenssprecherin. Bis August hätte das Unternehmen 25 Prozent mehr verkauft als im Vergleich zum relativ trockenen Vorjahr. Eine halbe Million Schirme hat Knirps nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr weltweit verkauft und damit einen Nettoverkaufserlös von rund 10 Millionen Euro erwirtschaftet.

Dass die Kunden bei teuren Schirmen weniger zugreifen, kann Würflingsdobler bestätigen. Aber er ist zuversichtlich. „Es gibt ein kleines Wachstum bei unserer Manufaktur“, sagt er. Diese Schirme kosten ab 89 Euro. „Wir glauben, dass der Aufwärtstrend da ist.“ Aber dass in Deutschland irgendwann mal wieder 100.000 Schirme aus europäischer Produktion verkauft würden, sei natürlich eine Illusion. (dpa)